Große Erwartungen an OB-Kandidaten und frische Impulse von jungen Hagenern
Unternehmer-Arena: Erste Bewerbungsrunde für den Posten des Verwaltungschefs
veröffentlicht am 13. November 2024
Sieben Oberbürgermeister-Kandidaten im direkten Vergleich: Bei der bis auf den letzten Platz gefüllten Unternehmer-Arena des Unternehmer Rat Hagen kamen erstmals alle bis zum Einladungstermin feststehenden Bewerber/innen um das höchste Amt der Stadt zusammen, um sich den Fragen der Hagener Unternehmer zu stellen.
Bereits in der Begrüßungsrede von Jörg Bachmann, Geschäftsführer des gastgebenden Hotels Arcadeon, wurden die hohen Erwartungen der Unternehmerschaft an die Kandidaten deutlich: Jörg Bachmann machte klar, dass es angesichts der schwierigen Lage Hagens kein „Weiter-so“ geben könne. Diese Forderung untermauerte Winfried Bahn im Anschluss mit einem Faktencheck zur Situation Hagens, den er mit den Worten „Dunkle Wolken in den letzten zehn Jahren“ einleitete. Ob Verkehrsinfrastruktur, Zustand der Innenstadt, Arbeitslosigkeit, Entwicklung des Einzelhandels, hohe Transferleistungen oder sinkende Gewerbesteuereinnahmen – anhand verschiedener Beispiele demonstrierte er, dass auf verschiedenen Gebieten jahrelanger Stillstand herrscht, sodass auf den/die künftigen Oberbürgermeister/in große Herausforderungen zukämen. „Es muss alles dafür getan werden, dass sich die Wolken durch zielfokussiertes Handeln wieder auflösen“, betonte Winfried Bahn. Nachdem die Kandidat/innen in einer ersten Fragerunde die Gelegenheit bekamen, ihre fünf Schwerpunktthemen darzulegen, richtete sich der Fokus auf die Perspektive junger Hagener/innen. Diese hatte der Unternehmer Rat zusammen mit der FernUniversität in Hagen in einer Online-Umfrage und einem Workshop im Rahmen des Projekts „Hagener Denklabor für die Zukunft“ nach ihrer Sicht auf Hagen befragt. Denn die Förderung junger Menschen sei schon immer eine wichtige Aufgabe des Unternehmer Rat Hagen gewesen, wie Dr. Lars Immerthal erläuterte, der mit Winfried Bahn an diesem Abend das Moderatoren-Duo bildete und zunächst die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage vorstellte. Zwei Aspekte ließen dabei besonders aufhorchen: Knapp 60 Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, dass ihre berufliche Zukunft in Hagen liegt; 80 Prozent der jungen Menschen sehen in Hagen kaum Möglichkeiten, etwas politisch verändern zu können. Hier liegt also großer Handlungsbedarf für die Parteien, junge Bürger/innen über politische Mitbestimmungsmöglichkeiten aufzuklären.
Dass junge Hagenerinnen durchaus politisch engagiert sind, bewiesen im Anschluss vier anwesende Teilnehmer des Workshops zum Hagener Denklabor eindrucksvoll. Befragt von Unternehmern aus dem Unternehmer Rat und Wissenschaftler/innen der FernUniversität stellten sie ihre Ideen zur Zukunftsgestaltung der Stadt vor. Vorgeschlagen wurden zum Beispiel eine interaktive zentrale Karte, die alle Freizeitangebote und Veranstaltungen in Hagen bündelt, mehr Beleuchtung zur Verbesserung des Sicherheitsempfindens sowie spezielle Schul-AGs, um junge Menschen auf eine Unternehmensgründung vorzubereiten. Denn knapp 50 Prozent der jungen Menschen können sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen, allerdings wünschen sie sich oftmals mehr Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit.
Weiter ging es mit den sieben Oberbürgermeister-Kandidat/innen, die nacheinander von Unternehmern aus dem Unternehmer Rat zu den Themengebieten Haushaltskonsolidierung, Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit, Zukunft der Innenstadt, Unternehmensansiedlung, Transparenz von Politik und Verwaltung und Mobilitätsförderung befragt wurden.
Konsens herrschte bei allen Kandidat/innen darin, dass es auf den verschiedensten Gebieten Handlungsbedarf gibt. Wenn es auch in einigen Punkten, wie zum Beispiel beim Thema Verkehr, starke Differenzen gab, so lagen die Vorstellungen zu anderen Themen nicht weit auseinander. Einig waren sich beispielsweise alle darüber, dass eine Haushaltskonsolidierung nicht ohne Altschuldenerlass möglich sei. Winfried Bahn bemerkte hierzu am Rande: „Der miserablen Haushaltslage hätte man in den letzten zehn Jahren durch eine gezielte Unternehmensansiedlung etwas entgegensetzen können und müssen. So hätte man für höhere Gewerbesteuereinnahmen sorgen können“, kritisierte er mit Blick auf die Wirtschaftsförderung. „Es liegt jetzt in der Verantwortung des neuen Oberbürgermeisters und des Rates, für Wachstumsimpulse zu sorgen. Es darf nicht der Anschein erweckt werden, dass Ratssitzungen zu Schlafsitzungen werden“, forderte Winfried Bahn.
Insgesamt war es ein hochinteressanter Abend, so der allgemeine Tenor, wenn auch einige Gäste mehr Aufbruchstimmung von den Kandidat/innen erwarteten. Wie einige Unternehmer im Anschluss an die Podiumsrunde äußerten, wünschten sie sich bei vielen Bewerber/innen eine klarere Zukunftsvision für Hagen. Auch Dr. Lars Immerthal sprach sich für eine stärkere Zielfokussierung aus, diese erwarten die Unternehmer bei einer nächsten Runde. Festzustellen war also noch Luft nach oben bei diesem ersten Kandidat/innen-Check, bei dem es weniger darum ging, den Bewerber/innen eine Bühne für den Wahlkampf zu bieten, als vielmehr deren Positionen zu wirtschaftlichen Themen zu erfahren. Zum Abschied wurden allen Bewerber/innen symbolisch Kaminhölzer überreicht – mit der Erwartung, dass lichte Momente zu neuen Ufern führen.
Für ein besonderes Highlight des Abends sorgte ein junger Teilnehmer des Hagener Denklabors, der das Publikum mit seiner imposanten Darbietung verschiedener klassischer Musikstücke fesselte. Auch das Ambiente der Emils Bar und Lounge im Arcadeon sowie die kulinarischen Köstlichkeiten vom Büfett sorgten zusammen mit anregenden Gesprächen bis in die späten Stunden dafür, dass alle am Ende auf einen gelungenen Abend zurückblickten.